Seit Jahrtausenden beobachten die Menschen den Himmel, und glauben umgekehrt, dass der Himmel auch uns beobachten würden.
Der Lauf der Gestirne hat etwas Kontinuierliches, Ewiges an sich. Daher war es naheliegend zu glauben, dass Tote zu den Sternen gehen, selber zu Sternen werden, wenn man an ein ewiges Leben nach dem Tod glaubte. In der heutigen Diktion kommt man in den Himmel, wo man eine Wolke zugeteilt bekommt – obwohl es noch genügend Sterne ohne Namen gibt.
Die Kenntnis des Sternenhimmels war lange Zeit nicht nur die einzige Möglichkeit der Zeitmessung, sondern auch eine Möglichkeit, sich in einer sich ständig wandelnden Natur fest zu verorten. Die frühen Menschen (bzw. deren Priester) wussten genau, wann die Äquinoktien, wann Mond- und Sonnenfinsternisse stattfanden, aber auch in welchem Zeitalter sie sich befanden. Nach dem Zeitalter des Stiers folgte (zufällig mit Beginn unserer Zeitrechnung?) das Zeitalter des Widders (bzw. des Lamms). Und in ca.160 Jahren werden wir in das Zeitalter des Wassermanns (Aquarius, der Wassrträger) eintreten. Leider ist es noch etwas zu früh, um Endzeitstimmung zu verbreiten. Daher begnügen wir uns mit dem Maya-Kalender, dessen Zeit bereits am 21. Dezember 2012 endet. Für die Zeit/Welt danach wurde kein Kalender angefertigt, was Anlass zu abenteuerlichen Spekulationen bietet.
Daraus ist aber eines klar: Seit Urzeiten wissen die Menschen über die Präzession der Erdachse bescheid. Dh: Sie haben deren Phänomene exakt beobachtet und kannten die Länge eines Durchgangs durch alle „Häuser“ (rund 26.000 Jahre), auch wenn sie sich die Ursache nicht erklären konnten. Damit konnten sie tatsächlich die Zukunft voraussagen, wenn auch nur die Zukunft der Sternenkonstellationen am Nachthimmel.
Irgendwann muss dieses Wissen auch zu den Massen vorgedrungen sein. Bis dahin war es Geheimwissen, das nur den Priestern, Schamanen und Freimaurern vorbehalten war (also jenen Gruppen, die dafür ein langes Studium in Kauf nahmen). Vielleicht vergassen auch die Hüter des alten Wissens dessen ursprüngliche Bedeutung. So begannen die Menschen, aus Sternenkonstellationen persönliche Schicksale abzuleiten. Moderne Massenmedien sind sogar in der Lage, Ihnen aus Ihrem Geburtstag Ihren Charakter weiszusagen. Dabei bedeutet „weissagen“ etwas ganz anderes als „etwas Weises sagen“.
Der Zodiak erscheint als Eselsbrücke für Schamanen-Schüler, um sich die Konstellationen besser einprägen zu können. Daran soll hier nicht gerüttelt werden.Ich wage aber die Hypothese, dass Aquarianer die Sternbilder nach ihren Lieblingsfischen (und nicht bloss eines als „Fische“ schlechthin) benannt hätten. Dann wären nicht „Jungfrauen“ streitlustig, sondern vielleicht „Kakadu-Zwergbuntbarsche“.