„Schlechte Zeiten für Flusskrebse“
derStandard.at am 4. November 2017
http://derstandard.at/2000066918914/Schlechte-Zeiten-fuer-Flusskrebse
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brach die sogenannte „Krebspest“ über die Flusskrebse (u.a. Steinkrebse) herein, die ihre Bestände in ganz Europa dramatisch reduzierte. Hervorgerufen wird die Erkrankung durch einen aus Nordamerika stammenden Pilz, der 1860 in Europa eingeschleppt wurde.
In den 1970er-Jahren begann man, amerikanische Signalkrebse in europäischen Fließgewässern auszusetzen, um den Einbruch der hiesigen Arten auszugleichen. Was man damals noch nicht wusste, war, dass die amerikanischen Zuzügler selbst die Hauptüberträger der Krebspest (und selbst resistent dagegen) sind. Außerdem sind sie in vielen Fällen auch größer, aggressiver und damit stärker als die heimischen Arten, die sie seitdem vielerorts auf kleine Restbestände zurückgedrängt haben.
Als Allesfresser, die auch Reste von Tieren und Pflanzen verwerten, spielen die Flusskrebse eine wertvolle Rolle als „Gesundheitspolizei“ im Wasser. Außerdem dienen sie vielen anderen Lebewesen als Nahrung, wie Reihern, Kormoranen, Bisamratten oder auch – solange sie klein sind – Fischen und großen Wasserinsekten. Das Aussterben der heimischen Flusskrebse wäre auch das Aus für die auf ihnen lebenden Arten von Krebsegeln oder Branchiobdelliden.
Seit 2016 verbietet eine EU-Verordnung die Haltung und das Aussetzen von fünf invasiven Krebsarten (darunter der Signalkrebs), aber im Aquarienhandel sind viele weitere Arten problemlos erhältlich.