Wann werden wir die ersten Hochzucht-Zierfische mit Künstlicher Intelligenz designen? Hier ist mein erster Versuch eines Monsterfisches.
erzeugt mit Stable Diffusion AI auf mage.space
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Als Hobby-Aquarianer und Naturwissenschaftler interessieren mich Alltagsmythen aus der Aquaristik. Was davon lässt sich überprüfen (der wahre Kern) und was ist erfunden? Wozu wurden sie erfunden? Oft liegen Wahrheit und Dichtung so dicht nebeneinander, dass man den Mythos bei oberflächlicher Betrachtung für wahr hält.
Unter Alltagsmythen verstehen wir Erzählungen, die auf einem wahren, faktischen Kern aufbauen, dem jedoch phantasievolle oder subjektive Interpretationen angedichtet wurden.
Der wahre Kern eines Alltagsmythos kann z.B. die funktionalen Eigenschaften eines Produktes umfassen oder sich auf dessen chemisch-physikalische Eigenschaften beziehen, die messbar sind.
Bei den Erzählungen rund um den Kern handelt es sich dagegen um unbewiesene Behauptungen, Erklärungen, Anekdoten, gut gemeinte Empfehlungen und Ratschläge oder auch um Werbeversprechen von Produktmarken. Sie sollen dem ursprünglichen Produkt oder Sachverhalt eine neue Bedeutung verleihen, um sie verständlicher oder im Wettbewerb einzigartig erscheinen zu lassen. Diese „Interpretationen“ sind nicht bloß erlogen, sondern spiegeln Werte, Einstellungen und Wünsche wider. Sie erfolgen aus Unwissen, aus einem Missverständnis oder Unverständnis eines Sachverhalts, aber auch aus Geschäftssinn und Eigeninteresse.
Alltagsmythen müssen glaubwürdig sein, denn sie müssen geglaubt werden. Mit ihrem (Heils-)Versprechen gleichen sie Produktmarken aus der Werbung. Beide versprechen ihren Anhängern Handlungsorientierung, also Anleitungen und Problemlösungen. Auf diese Weise ergeben die zuvor unverständlichen („wissenschaftlichen“) Fakten oder technischen Produkte plötzlich einen Sinn oder Nutzen, der auch von wissenschaftlich-technisch ungebildeten Laien leicht erfasst werden kann. Daraus erklärt sich ihre Beliebtheit und weite Verbreitung und warum sie so schwer aus der Welt zu schaffen sind.
Mythen und Fakten werden von unaufgeklärten Zeitgenossen als zumindest gleichwertige Alternativen betrachtet. Nicht selten halten sie an den Mythen entegegen besseren Wissens fest, da sie ihren Emotionen, Gewohnheiten und Bequemlichkeiten besser entsprechen und diese vielleicht sogar unterstützen oder zumindest keiner weiteren Erklärung (Denkarbeit) bedürfen. Es erfordert somit ein Bedürfnis nach Aufklärung, um sein Wissen (nicht nur für das Hobby) erweitern zu wollen.
Aus wissenschaftlicher Sicht müssen Mythen aufgeklärt werden, um falsche Entscheidungen zu verhindern, sei es als Konsument von Produkten und Dienstleistungen (unter ihren jeweiligen „Markennamen“) oder als verantwortungsvoller Bürger. Dazu muss der wahre Kern aus seiner Erzählung herausgeschält werden. Manchmal gelingt es, seinen ursprünglichen Kontext transparent zu machen und zu zeigen, wo oder wie es zur Mythenbildung gekommen ist.
Mythen der Aquaristik können sich aus Anekdoten (durch falsche Schlussfolgerungen aus persönlichen Erfahrungen oder Hörensagen), gut gemeinten (aber falschen) Ratschlägen oder Empfehlungen sowie aus der Werbung für Produktmarken (z.B. Content Marketing) bilden. Sie verbreiten sich heute vor allem über die sozialen Medien im Internet. Dabei werden sie nicht immer so klar als Mythen deklariert wie z.B. hier:
https://aquabits.de/von-mythen-und-maerchen-in-der-aquaristik/
https://aquascapia.de/10-mythen-in-der-aquaristik/
https://my-fish.org/mythen-in-der-aquaristik/
https://www.hereinspaziert.de/Mythen/Anmerkung.htm
DEFINITION: Aquaristik ermöglicht uns, Wasserorganismen in einem Gefäß dauerhaft zu halten, darin vielleicht sogar zu vermehren und dabei zu beobachten.
DEFINITION: Mythen sind Erzählungen mit Wahrheitsanspruch, die uns die Welt erklären wollen. Moderne Mythen erklären uns die moderne Welt mit ihrer oft unverständlichen Komplexität in einer eigenen „Logik“, in der wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert oder als unverständlich denunziert werden. Dennoch werden sie – wie auch andere Formen der Desinformation – gerne geglaubt und weitererzählt. Damit tragen sie nicht zur Problemlösung, sondern zum Problem bei.
„Mankind dearly loves a good story, and dearly loves to believe it true. Before any tale can greatly please the hearer thereof, it must have some degree of verisimilitude; it must conquer part of our faith.“ (aus: Nevins, Allan (1962): The Gateway to History. Quadrangle Books, Chicago, Seite 440)
Produktbeschreibungen auf Verpackungen, auf Produkt-Websites, in Online-Shops oder als Printwerbung stellen keine wissenschaftlich-technischen Abhandlungen dar, auch wenn sie sich betont wissenschaftlich präsentieren. Fehlinterpretationen sind folglich unvermeidlich und nicht immer ganz ungewollt. Die Grenze zur Irreführung des Kunden, bewusst oder unbewusst, ist fließend, wie das folgende Beispiel zeigt.
In einer Produktvorstellung der Aquarium-Komplettset-Bestseller für das Jahr 2018 steht zu lesen:
„Natürlich wurde das Becken auch vom TÜV/GS geprüft und hat die DIN 32622 CE Zertifizierung erhalten.“ (Aquarium Ratgeber)
Auch die Aquarienluftpumpe derselben Marke
„ist TÜV/GS geprüft, sowie CE zertifiziert und verfügt über 3 Jahre Garantie.“ (Produktbeschreibung)
Dabei ist folgendes zu bedenken:
Gemäß einem Urteil des OLG Frankfurt a.M.ist Werbung mit Aussagen wie „CE-geprüft“ irreführend und unzulässig. Denn die Prüfung wird nicht von einer unabhängigen Stelle durchgeführt. Es handelt sich lediglich um eine Prüfung, die der jeweilige Hersteller durchführt oder in Auftrag gibt und auch selbst bezahlt. Mit dem CE-Zeichen werden Produkte gekennzeichnet, die den geltenden Anforderungen in EU-Richtlinien genügen und in Verkehr gebracht werden dürfen. Die CE-Kennzeichnung ist somit kein Zertifikat einer Prüfstelle und auch kein Hinweis auf gute Produktqualität, sondern nur eine verpflichtende Kennzeichnung des Herstellers oder Importeurs, dass seine Waren EU-konform sind. (CE steht dabei für „Conformité Européenne“.)
Somit kann die Werbeaussage „TÜV / GS / CE geprüft“ als ungenehmigte Verwendung von Gütesiegeln abgemahnt und folglich als wettbewerbswidrige Irreführung eingestuft werden, wenn sie nicht von den genannten Zusatzinformationen ergänzt wird (vgl. Urteil OLG Dresden vom 11.02.2014).
Oder: „Viel hilft viel.“
Und mehr hilft noch mehr. Dem würde wohl jeder Marketer gerne zustimmen.So kommt es, dass die Beleuchtung auf Starklichtpflanzen abgestimmt ist, die Filterpumpe selbst für Strömung in einem Riffaquarium genügen würde und der Heizstab für einen Gartenteich konzipiert zu sein scheint.
Von allem das Maximum ist für niemanden das Optimum! Mehr ist nicht immer auch besser.
Für die Wachstumsfaktoren Temperatur und Nährstoffe bestehen Optima, die weder über- noch unterschritten werden sollen. Für andere Faktoren wie Licht, O2 oder CO2 bestehen Sättigungskonzentrationen, über welchen kein zusätzlicher Nutzen mehr besteht. Für wieder andere Stoffe gilt sogar „Die Dosis macht das Gift“.
Nur wer die Kennzahlen und Produktbeschreibungen entschlüsseln kann, kann hinter die Mythen & Marken blicken und eine vernünftige Kaufentscheidung treffen.