Echte Einzelgänger sind unter Fischen selten. Ein Beispiel sind die Männchen von Betta splendens (Siamesischer Kampffisch). Sie können als echte „Highlander“ betrachtet werden getreu dem Motto „Es kann nur einen geben!“
Sie dominieren jedes Becken, zum einen durch ihr auffälliges Erscheinungsbild (mit zum Teil hochgezüchteten Schleierflossen und Farben), zum anderen weil sie jedes artgleiche Männchen bis zum Tod (des eigenen oder des Konkurrenten) bekämpfen. Selbst seinem Spiegelbild an der Aquariuminnenwand kann er stundenlang mit aufgespannten Flossen und abgespreizten Kiemendeckeln imponieren – das einzige, was ihn wirklich zu stimulieren scheint, wenn er nicht gerade paarungsbereit ist.
Weibchen werden nur für den einzigen Zweck der Eispende geduldet. Sobald die Eier befruchtet und im Schaumnest verwahrt sind, wird das Weibchen verjagt (oder zumindest dermaßen eingeschüchtert, dass es am Stress stirbt, wenn es keine Versteckmöglichkeiten findet).
Fische anderer Arten werden „nicht einmal ignoriert“. Wer sind die schon! Tatsache ist jedoch, dass die meisten anderen Aquariumsbewohner schneller und intelligenter, aber wesentlich weniger agggressiv sind. Bei der Jagd um Futter zieht er regelmäßig den kürzeren, obwohl er das größte Maul von allen hat.
Der einzige, den er – zwangsläufig – über sich toleriert, ist der Aquarianer, der „Gott der Fischfutterdose“. Diesem wird Ehre bezeugt, indem er bei Erscheinen freudig begrüßt wird, sei es auch nur aus egoistischen, selbstgefälligen Motiven wie Hoffnung auf Futter.
Er bleibt ein Macho und Opportunist, der den anderen Größe vorgaukelt, wo es nur große Flossen und ein großes Maul in einem flachen Kopf gibt. Er schwimmt am liebsten mit der Strömung, auch wenn diese ihn nur im Kreis (der Umwälzpumpe) führt.
Eine evolutionäre Innovation lässt ihn zumindest in einem Punkt gottähnlich (siehe Gott der Fischfutterdose) sein: Selbst in kleinsten Behältern, wo der Sauerstoffgehalt des Wassers rasch verbraucht ist, kann er noch überleben, da er durch sein zusätzliches Atmungsorgan („Labyrinth“ genannt) atmosphärischen Sauerstoff atmen kann. Somit ist er eine Augenweide in jedem tropischen Aquarium (bei einer Mindesttemperatur von 25 °C), relativ anspruchslos, ein Narziss, der sich selbst genügt, der allerdings genau deshalb auch in großen Becken keinen Rivalen duldet.